Roli Mäder berichtet vom NOVA Team Pilots Meeting 2019
Alle Jahre wieder
Doch wie immer geht einem großen Event auch eine gewisse Planung voraus und die hat ihre Tücken. Roli Mäder, NOVA Team Pilot aus der Schweiz kommentiert das jährliche Prozedere der Anreise so: "Da der 3. Oktober in Deutschland Feiertag war, hatten ursprünglich vor allem die deutschen Piloten dieses Jahr beschlossen, den Donnerstag als optionalen Zusatztag für das Treffen zu nutzen. Aber dann prognostizierte der Wetterbericht irgendwas zwischen „mit viel Glück vielleicht einen Abgleiter machen“ und „man kann ohne Angst schon mittags das erste Bier aufmachen“. So kam es, dass die „Piefkes“ den Feiertag lieber doch zu Hause verbrachten und Familien- und Beziehungspluspunkte sammelten - und nur ein paar von weither anreisenden Piloten eintrafen: Guro und ihr Mann Kristian aus Norwegen sowie Yvette, eine Nachwuchspilotin aus den USA. Also drehten wir am Freitag Morgen mit kleiner Besetzung eine Runde zu Fuß auf dem Gratrücken zwischen Wiedersberger Horn und Hamberg. Nicht so schön wie fliegen, aber Spaß macht es auch. Ein paar zarte Schneeflöckchen tanzten im Wind. Die Schirme hatten wir dabei, aber sie blieben in der Bergstation."
Kontrastprogramm trifft auf gute Laune
Am Freitagnachmittag füllte sich dann der Köckenhof. Was würden 80 Gleitschirmbegeisterte, die aus aller Welt zusammenkommen, am liebsten tun? Fliegen natürlich. Blöd nur, wenn das Wetter nicht mitspielt, aber damit hat wohl schon jeder Gleitschirmflieger Bekanntschaft gemacht. Doch bei uns und auch Roli dämpfte der Regen nicht die gute Laune: "Nachdem gestern schon nichts ging, ließ das Wetter auch für Samstag nicht auf den kleinsten Abgleiter hoffen. Also, was machen? Das genaue Gegenteil von Fliegen! Tief in die Erde hineinfahren. Eine ziemlich gute Idee. Im Dorf Schwaz im Inntal wurde über Jahrhunderte Silber unter Tage abgebaut. Im Mittelalter war Schwaz sogar die größte Stadt Österreichs. Die Ausmaße des Bergbaus sind schier unfassbar. Bis zu 12.000 Menschen arbeiteten täglich in den Stollen, die eine Gesamtlänge von 500 Kilometern erreichten. Im 20. Jahrhundert wurde das Werk geschlossen, aber man kann das Stollennetz und die Abbau-Einrichtungen besichtigen."
So toll das Erlebnis auch war, sich mal völlig anti-fliegerisch zu betätigen, so interessant wurde dann für alle Besucher auch der Besuch im Hauptsitz von NOVA in Terfens. Schließlich ging es wieder ums Fliegen - wenn auch theoretisch. Hier brüten gewöhnlich die Schirm- und Gurtzeugkonstrukteure über ihren Plänen, rechnen sich die Rechner bei Strömungssimulationen heiß, werden die Prototypen aus der Fertigung in Ungarn angeliefert, gehen die Test-Piloten mit den Protos ein und aus, wird verkauft, gekauft, Marketing betrieben usw. Kurz: hier schlägt das Herz des Gleitschirmherstellers. Die NOVA Team Piloten nutzten die Chance hinter die Kulissen zu schauen. "Jeder Team-Pilot beschaffte sich ganz nach seinem Gusto aus allererster Hand seine Informationen – von neuen Schirmprojekten, von denen wir bei Androhung der Todesstrafe durch Captain Till niemandem etwas erzählen dürfen bis hin zum leichtesten Hike & Fly-Schirm. Und es macht auch Spaß, einfach in den Räumen herumschnüffeln und die NOVA-ianer an ihren Arbeitsplätzen zu erleben", so Roli.
Spiel, Spaß und Spannung machen hungrig
Das Abenteuer im Bergwerk und der Besuch im NOVA Head Office machten mächtig Appetit. Also führen wir zurück zum Köckenhof. Roli fasst zusammen: "Wir setzten wir uns für die erste Runde im Plenum zusammen. Team Captain Till gab den Conferencier und führte durch den Abend: Informationen über die Marke, ein Rückblick auf die letzte Saison, die Vision des NOVA Pilots Team – der legendäre Brain Wash. Aber es gab auch Abendessen: Wiener Schnitzel gefolgt von Kaiserschmarrn. Lecker." Nach dem Abendessen kommt dann alle Jahre wieder ein kritischer Punkt im Tagesablauf. Roli war nicht zum ersten Mal dabei, also war ihm das schon wohl bekannt: "Nachdem am Nachmittag schon eine gewisse Feierlaune eingesetzt hatte (...), zweifelten die NOVA-Bosse, ob man uns noch zu einer Fortsetzung der Präsentation würde bewegen können. Die Tempomacher in Sachen «Party» waren bereits mächtig in Fahrt." :)
Irgendwie kamen dann aber doch wieder alle in den Meeting-Raum. Ein herzlich-fröhliches Highlight sorgte dort für einen starken Anstieg der Aufmerksamkeit: Wolfi Lechner, Gründer und Mitinhaber von NOVA, bzw. jetzt Altersteilzeitler wurde bereits im Januar 60 Jahre alt. Roli und die anderen Team Piloten wollten Wolfi eine Überraschung bescheren: "Richtig gefeiert hatte er diesen Geburtstag noch nicht, jedenfalls nicht mit uns, und das holten wir jetzt angemessen nach. Wolfi ist ein unglaublicher feiner Kerl und hat Großes geleistet. Das wollten wir ihn spüren lassen! Wir Team Piloten hatten einen großen Überraschungs-Geschenkkorb für ihn zusammengestellt. We love you, Wolfi!"
Danach folgte die Ehrung der «Pilots of the Year». An Kandidaten mangelte es nicht, zu viele Piloten sind zu gut geflogen. Die Gewinner 2019 sind:
- Hermann Klein (GER, MENTOR 6) bekam den Titel nicht nur für tolle Flüge, sondern auch für sein herausragendes Engagement als Organisator der NOVA XC Team Challenge.
- Chris Feichtl (AUT, MENTOR 6) flog in seinem erst dritten Fliegerjahr in der weltweiten Standardklasse-Gesamtwertung auf Platz 3.
- Johannes Jakobi (GER, MENTOR 5 und 6) rockte das deutsche Flachland und heizte der Konkurrenz auf CCC und EN D-Schirmen mächtig ein.
- Uli und Stefan Lauth (GER) wurden als Co-Pilotin/Pilot zu Pilots of the Year. Ihr gewaltiges FAI-Dreieck von 232 km mit dem BION 2 brachte ihnen den Weltrekord ein.
- Victor «Pope» Salinas flog mit seinem MENTOR 5 ein grandiose Saison in Chile. Er gewann nicht nur den nationale Streckenflugmeisterschaft in der Gesamtwertung (alle Klassen) - es gab in ganz Nord- Mittel- und Südamerika auch keinen anderen Standardklasse-Piloten, der mehr Punkte erzielte.
Die «Pipo-Show» beendete schließlich den offiziellen Teil der Präsentation von Seiten NOVA. Auch dieser Programmpunkt war Roli nicht neu. "Konstruktionsleiter Philipp Medicus stellte uns die aktuellen Schirm-Projekte vor. Luis Depping berichtete von seiner Arbeit an den Gurtzeugen. Danach wurden wir alle «geblitzdingst» wie bei Men in Black, damit diese Informationen vertraulich bleiben. Zu dieser Geheimhaltung trug dann auch der weitere feuchtfröhliche Verlauf des Abends bei…" Was wir durchaus bestätigen können. Der Samstag Abend des Team Piloten Treffens ist schließlich jedes Jahr der Höhepunkt des Events. Für Sonntag waren noch diverse Workshops als Option vorgesehen. Doch der letzte Abend hinterließ Spuren und nach einem ausgiebigen Frühstück, einem Team Foto und ein bisschen Erholung brachen schließlich die ersten Leute auf Richtung Heimat.
Fazit von Roli: "Ich glaube, ich spreche im Namen aller Team Piloten, wenn ich sage: Gewaltigen Dank an alle, die sich engagiert haben, für das Lachen, das Bier, das Miteinander, das Vertrauen, die ebenso herzliche wie grenzenlose Bewirtung und Gastfreundschaft – oder einfach, dass es das NPT (NOVA Pilots Team) überhaupt gibt! Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Saison und das nächste Team Meeting."