MENTOR XC-Challenge 2016: Florian Schöpf
Jungfernflug zum persönlichen Rekord
„Recht herzlich darf ich mich bei NOVA für den Preis bedanken und überhaupt für den perfekten Service, den ihr mir – und vielen, vielen anderen – immer liefert! Da ich mich vor ca. vier Jahren immer tiefer in das Projekt „Hausbau“ vertiefte, schob ich das Projekt „neuer Schirm" immer weiter auf die lange Bank. Ehe ich mich versah, flog ich den mit Abstand ältesten Schirm ringsum, einen MENTOR 1 mit Baujahr 2008. Der von mir liebevoll genannte "Rote Blitz" erhielt von Fliegerkollegen recht bald diverse Spitznamen, von "Roter Fetzen" bis zu "Wettex" war alles dabei.
Ich konnte zwar oft in einem gewissen Rahmen und mit großer Mühe mit den Fliegerkollegen auf Strecke mithalten, ging es aber Richtung Top-Leistung, wurde ich ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Da mir nach dem heurigen Check keine all zu vielen Lenze mehr für meinen alten Schirm prophezeit wurden, sah ich mich trotz Hausbau und Familienplanung langsam nach etwas Neuem um. Bei uns wird oft über die Leistungsunterschiede zwischen den verschiedenen MENTOR-Generationen diskutiert. De facto werden sie von vielen eher wegdiskutiert. Aber mein Jungfernflug mit dem MENTOR 4 bedeutete dann eine Offenbarung!
Große Flüge werden nicht zur Mittagszeit unter der Wolken-Autostrada im Pustertal entschieden. Sie werden in den frühen Vormittagsstunden, bei tiefen Querungen, in schwachen Abendbedingungen und – vor allem – durch ein entspanntes Fliegen entschieden. Und genau in diesen Punkten ist der Leistungsunterschied zwischen drei Generationen Flügelbau extrem. Ja, ich würde diese Zeilen ohne dieses deutliche Plus an Mehrleistung wohl nicht schreiben dürfen.
Am 20. Mai 2016 nahm ich meinen neuen MENTOR 4, „the Pink Lady" (Sonderedition zum NOVA-Firmenjubiläum) in Empfang, um sie bereits tags drauf zum ersten Hammertag des Jahres an der Grente zum Wolkentanz auszuführen. Es sollte ein Streckentag de Luxe werden – flying at its very best!
Zwischen Vorsicht und Vollgas
Um 9:13 Uhr war das „window open“ und die ersten Starter markierten den Startbart-Ganz früh dabei – wie immer – NOVA-Teampilot Berni Peßl. Also keine Zeit verlieren! Ich schwang ich mich um 9:22 Uhr in die Lüfte. Die ersten Gräten Richtung Osten hangelten wir uns noch etwas zäh voran. War ich vom alten MENTOR 1 gewohnt, immer die Höhe zu maximieren und lieber im Trimm zu fliegen, da beschleunigt die Gleitzahl ins Bodenlose abnahm, konnte ich jetzt mit den anderen mithalten. Mit einem Mindestmaß an Sicherheitshöhe und immer beschleunigt ritt ich das Antholzer-Tal ab.
Die Bärte wurden von Minute zu Minute stärker, und den Stallersattel konnte ich mit gemütlichen 3000 Metern Höhe überfliegen. Der Weg Richtung Großglockner und retour durchs Defereggental ging zwar flott, doch die Mai-Thermik hämmerte, mit NW-Wind durchsetzt, stellenweise heftig nach oben. Wie schön, einen MENTOR 4 über sich zu wissen und sich auch in stärksten Frühjahrsbedingungen wohl zu fühlen.
Die Gedanken waren fokussiert auf die Linie, das Gaspedal und den Führungspulk –irgendwo vor mir. Wieder zurück bei der Malga Grente wurde das Fliegen deutlich entspannter. Im Pustertal kumulierten bereits die ersten Wolken, und ich konnte mich tatsächlich an Berni ranhängen. Gemeinsam heizten wir, die Fluglinie wie ein Lineal Richtung Gitschberg gerichtet, selten unter 3000 Metern gen Westen. Ab dem Gitschberg wurde es immer feiner zum Fliegen und quasi als erste kleine Belohnung für die Tagesmühen gab es dann im Vorabendprogramm das Ridnauntal mit Butterthermik, hoher Basis und wenig Wind serviert. Ein Traum!
Die Lüsener Alm zeigte sich dieses Mal einfach: Einfach! Rüberqueren, einfliegen, aufdrehen und der perfekt servierten Wolkenstraße Richtung Kreuzkofel folgen.
Die Dolomiten waren dieses Mal optisch wieder der Hauptabend-Blockbuster. Es wurde ruhiger, entspannter, und Zeit zum gegenseitigen Fotografieren, gemütlichen Wolkenfetzenfliegen oder einfach nur Genießen. Da ich früh genug dran war, traute ich mich, den letzten Wendepunkt so weit wie ich noch nie vorher Richtung Süden zu setzen – bei Kilometer „37 to Start“. Unter und vor mir breitete sich das atemberaubende Dolomiten-Panorama aus.
Euphorie am Ende
Auf dem Retourweg überflog ich die Kreuzkofelgruppe mit gemütlichen 3.600 Metern. Ein weiteres Highlight erwartete uns zum Tageschluss: Im letzten Bart sammelten sich schließlich die noch verbliebenen Streckenjäger. Jeder mit mindestens zehn Stunden Airtime in den Knochen. Jeder hatte das ein oder andere mitgemacht. Jeder erschöpft, aber mit dem Wissen, das geschlossene FAI auf dem Silbertablett serviert zu bekommen! Gemeinsam kurbelten wir im gemächlichen 2 m/s-Steigen, genossen die abendlichen Sonnenstrahlen und hier und da konnte man den ein’ oder anderen „Juchzer" hören oder "Freuden-Wingover" beobachten.
Schlussendlich setzen wir zum Final Glide an, dem 15 Kilometer langen Endanflug ins bereits abgeschattete Antholzertal. Noch schnell so nahe wie möglich an die Grentealm zum FAI-Schließen ranfliegen und sicher im Knäuel flugtrunkener, euphorischer und hundemüder Piloten einlanden. Was für ein Tag, was für Glücksgefühle!
Hoffentlich kommen nächstes Jahr wieder solche Tage, um mit meiner Pink Lady den Wolkentango zu tanzen.“