Wohlverdienter (Abend-)Flug für NOVA-Kollegen
Last-Minute Sonnenuntergangsstart von der Nordkette
Letztes Wochenende (im November, Anm.) machten wir uns mit unseren BANTAMs auf den Weg zu einem, wie wir glaubten, klassischen weiteren Hike & Fly unter den vielen anderen, die wir im November bereits gemacht haben. Geplant war die Bettelwurf-Osteck-Route, die über den Ostgrat bis zum Gipfel führt. Ich war zuvor noch nie auf dem Bettelwurf und der Ostgrat versprach einige tolle Passagen zum Klettern in exponiertem Gelände. Pipo, Luis und ich starteten unsere Tour um 11:30 – zunächst noch wandernd. Wir hatten uns ausgerechnet, dass wir etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang den Gipfel erreichen würden und so noch etwas Zeit hätten, die Aussicht zu genießen und Fotos zu schießen. Unser Plan ging jedoch nicht so ganz auf.
Um ca. 2 Uhr nachmittags erreichten wir die Wechselspitze - ein kleiner Gipfel, der den Anfang des Ostgrats markiert. Die Herbstsonne strahlte uns entgegen und wir stiegen bester Stimmung in den Grat ein. Bereits kurze Zeit später bremste der Schnee in steileren Passagen unsere Geschwindigkeit, aber unsere Begeisterung trieb uns voran und der Zeitverlust kam uns nicht so schlimm vor. Auf halber Strecke, als wir um eine Ecke kamen, mussten erst mal kurz anhalten. Vor uns lag eine höchstens 2 - 3 Meter breite Traverse und Schnee und loses Gestein machten diese Stelle schwer kalkulierbar. Nur ein einziger Fehler würde einen hunderte Meter tiefen Sturz in das Fallbachkar zur Folge haben.
Nach einigem Hin-und-Her-Diskutieren entschlossen wir uns, es durchzuziehen. Einer nach dem anderen schoben wir uns auf rutschigen Tritten und lockeren Griffen um die Ecke. Erleichtert konnten wir nach dieser Stelle noch einmal in einfacherem Gelände aufatmen, bevor das eigentliche Klettern begann. In Anbetracht der bereits verstrichenen Zeit und weil Luis sich nicht so wohl fühlte, beschloss dieser, seine Tour hier zu beenden und startete routiniert mit seinem BANTAM direkt vom Grat.
Pipo und ich waren nach wie vor fest entschlossen, den Gipfel vor Sonnenuntergang zu erreichen. Wir gaben Vollgas und wurden mit griffigen Steinen belohnt, die von der Abendsonne angestrahlt wurden. Nach der schmalen Traverse, die wir bereits erfolgreich zurückgelegt hatten, konnte uns die schwierige Schlüsselstelle der Kletterroute nun auch nicht mehr abschrecken. Wir genossen den Rest dieser genialen Kletterstrecke und erreichten den Gipfel mit etwas Verspätung direkt zum Sonnenuntergang.
Ein Anflug von Hektik kam auf, als uns klar wurde, dass ein Start ohne Sonne mit einsetzendem Rückenwind hier quasi unmöglich war. Wir wollten beide um jeden Preis einen 3–4 Stunden langen Abstieg im Dunkeln und in sehr anspruchsvollem Gelände vermeiden. Mit seinem Handy zwischen Ohr und Schulter eingezwickt breitete Pipo seinen Schirm aus, während er beim Tower Innsbruck die Freigabe für den Luftraum einholte. Wir schafften es, 5 Minuten nachdem wir den Gipfel erreicht haben und 2 Minuten nachdem die Sonne verschwand zu starten. Genau der richtige Zeitpunkt, um den allerletzten thermischen Windhauch zu erwischen. Der wohlverdiente Flug mit unseren BANTAMs war purer Genuss! Ich werde mich definitiv noch lange an diesen unglaublichen Hike/Climb & Fly erinnern. Ich bin sehr dankbar über diese Erfahrung und vor allem auch über die tolle Gesellschaft.
Hier könnt ihr das Video dieses Fluges sehen. Mehr Bilder und Videos von Paul & Kollegen findet ihr bei NOVA auf Instagram/Facebook.