Stark auf Strecke
NOVA XC-Challenge 2022
Die Idee zur XC-Challenge
Mit dieser markeninternen Wertung wollen wir unsere Begeisterung für das Streckenfliegen zeigen. Das Entdecken des Neuen. Das Erschließen unbekannter Routen. Die Eroberung neuer Wendepunkte. Und wir wollen andere fürs Streckenfliegen begeistern. Daher ist die Teilnahme sehr einfach.
Als Basis genügt ein Account bei www.XContest.org sowie das dortige Veröffentlichen der Flüge. Das heißt, jeder, der seine Flüge unter einem NOVA-Schirm auf den XContest hochlädt, nimmt automatisch teil. Unser System greift auf die Daten zu und wertet sie selbstständig aus. Wichtig ist natürlich, den Gleitschirm richtig zu benennen. Bei falschen Schirmnamen kann das System den Flug sonst nicht einbeziehen. Basiszeitraum ist die jeweilige Streckenflugsaison, nicht das Kalenderjahr. Gewinner einer Kategorie sind jene Pilotinnen oder Piloten, welche den Flug mit den meisten Punkten mit dem entsprechenden Modell eingereicht haben. NOVA-MitarbeiterInnen und TeampilotInnen tauchen zwar im Ranking auf, sind jedoch vom Gewinnspiel ausgeschlossen.
Unter den fünf Gewinnern der Saison 2022 – Aurelien Nivinou (FRAU, EN-A), Adrian Lutz (SUI, EN-B), Urs Lüthi (SUI, High-B), Christian Berger (AUT, EN-C) und Pierre Weiskopf (AUT, EN-D) – wurde als Preis ein Rettungsschirm NOVA PENTAGON verlost. Der glückliche Gewinner ist Aurelien Nivinou, die anderen bekommen eine NOVA Cap als Trostpreis.
Im Folgenden liest du einen Rückblick auf die Saison 2022, unterteilt nach den einzelnen Kategorien.
LTF/EN A - Die Überraschungsklasse: PRION, AONIC und DOUBLESKINDie sieben besten Flüge in der A-Klasse der NOVA XC-Challenge gelangen allesamt NOVA Team Piloten. Der Franzose Aurelien Nivinou schaffte mit einem 62,2 km FAI-Dreieck von Saint Hilaire den punktbesten Flug eines Nicht-Team-Piloten. Herzlichen Glückwunsch! Auf Rang 10 taucht der erste PRION als reiner Schulschirm auf, geflogen von János Holczinger aus Ungarn. Und auch der DOUBLESKIN ist keineswegs nur ein reiner „Abstiegsschirm für Hike & Flyer“ wie Werner Luidolt auf Platz 19 zeigt.
Die größte Überraschung aber stellten die unglaublichen Flüge mit dem AONIC dar! Als wir diesen High A-Schirm herausbrachten, meinte PR-Mann Till Gottbrath nach seinem ersten richtigen Flug damit, dass ein guter Pilot damit locker 230 km FAI fliegen könne… Damals lag der inoffizielle EN Weltrekord bei 209 km, aufgestellt 2019 von NOVA Team Pilot Robert Schaller mit einem PRION 3. Der Haken an der Sache: richtig gute Piloten fliegen in der Regel keine EN A-Schirme. 2022 kamen uns die Umstände zu Hilfe: Die beiden Schweizer Beni Friedli und Toni Brügger warteten auf ihre neuen Schirme (XENON und MENTOR 7 Light) – und überbrückten die Wartezeit mit dem AONIC.
Endlich hingen also mal richtig gute Piloten unter einem modernen EN A-Schirm. Den beiden gelangen fünf Flüge über mehr als 190 km, darunter Tonis unglaubliches 247,5 km FAI-Dreieck von der Riederalp (Wallis) – neuer, inoffizieller, LTF/EN-A-Weltrekord! Dabei ließ Toni bis auf Roger Aeschbacher mit seinem Enzo 3 alle anderen 72 Piloten, die von der Riederalp gestartet waren, hinter sich! Einschließlich aller CCC-Schirme und sonstiger Hochleister. Toni zeigte dabei auch, dass der AONIC gar nicht so langsam fliegt, wie man gemeinhin annimmt: seine Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 25,4 km/h!
Auch Beni Friedli war von der erzielbaren Speed überrascht. Im Kommentar zu seinem 202,5 km FAI-Dreieck (Schnitt 24,5 km/h) schrieb er: „So versuchte ich, mit der AONIC-Waffe mit den anderen mitzuhalten, was doch einigermaßen gelang. Inzwischen fliege ich ihn wie einen Zweileiner - geradeaus eigentlich immer Rolle auf Rolle und toll an den C-Gurten hängen, das hat es heute auch gebraucht.“
In seinem persönlichen Saisonrückblick schrieb Toni Brügger: „Rückblickend war das AONIC-Projekt die beste Idee seit Jahren. So entspannt und unbeschwert habe ich mich beim Streckenfliegen noch nie gefühlt, und es hat richtig Spaß gemacht. Vorausgesetzt, die eigene Einstellung stimmt, würden die meisten Streckenflieger wahrscheinlich keinen Kilometer weniger weit fliegen als sonst – einfach mit mehr Sicherheit und Spaß. Leider habe ich mein Ziel (etwas leichtsinnig) verfehlt.“ (Mit „mein Ziel“ meinte Toni die 250 km FAI.)
Für 2023 wird es spannend zu sehen, ob weitere erfahrene Streckenpiloten mit einem AONIC auf Strecke gehen. Das Potenzial scheint jedenfalls größer zu sein als gemeinhin angenommen. Vielleicht sollte sich so mancher talentierte Einsteiger überlegen, etwas länger als üblich EN A zu fliegen. Umgekehrt sollte mancher alte XC-Hase sich überlegen, ob ein AONIC nicht ein gute Wahl sein könnte…
LTF/EN B – Der Evergreen ganz oben: ION and PHANTOM
Würden wir bei NOVA ganz knallhart betriebswirtschaftlich handeln, müssten wir das Ergebnis dieser Klasse „irgendwie unsichtbar“ machen. Da macht ein gewisser Adrian Lutz den längsten Flug in dieser Kategorie mit einem ION 3, einem sieben Jahre alten Schirm! Der Schweizer wurde sogar an jenem 17. Juli 2022 mit einem 205 km FAI-Dreieck weltweiter Tagessieger im XContest.org!
Aber Adrian ist nicht irgendein Pilot, ganz im Gegenteil! 2006 schrieb er Gleitschirm-Geschichte: Als erster Pilot jemals flog er mit einem EN B-Schirm (damals DHV 1-2) ein FAI-Dreieck von mehr als 200 Kilometern. Dies gelang ihm damals mit unserem MAMBOO, der letzte High-B-Schirm von NOVA, bevor die MENTOR-Serie begann. Heute sagt er: „Aktuell komme ich familienbedingt noch auf 10 bis 15 Gleitschirmflüge pro Jahr. Ich fliege also nur noch ein bisschen zum Spaß mit dem Gleitschirm.“ Aber wie!
Ein außergewöhnlicher Pilot kann also auch mit einem älteren Schirm außergewöhnliche Flüge machen. Wir versuchen Adrian derzeit zu überzeugen, dass mit einem neueren Schirm die Angelegenheit etwas leichter wird. Das konnte NOVA Team Pilot Hubert Wegleiter zeigen. Der Südtiroler flog zu Beginn der Saison einen ION 6 Light und konnte damit einige weite XCs in die Landschaft zaubern. Hubi belegte in der weltweiten Standardklasse-Wertung am Ende Platz 8, zwei seiner Wertungsflüge erfolgten auf dem ION 6 Light. Die ION-Serie ist und bleibt so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau unter den Gleitschirmen – unkompliziert, vielseitig, sicher, entspannt zu fliegen und mit genug PS unter der Haube für weite Streckenflüge.
Auffallend in der Liste der 30 besten EN-B-Flüge mit NOVA-Schirmen sind insgesamt 16 mit dem PHANTOM. Wir haben mal ein bisschen recherchiert: viele der PHANTOM-PiIoten verfügen über reichlich Erfahrung: Mark Bugmann taucht 2010 zum ersten Mal in XContest auf, David Ryter 2016, Beat Millius gar 2008. Hinzu kommen diverse großartige XCs der fliegenden Legende Steve Ham (der Engländer ist der Macher von https://flypiedrahita.com). Der PHANTOM stellt also auch erfahrene Piloten zufrieden. Wir arbeiten an einem PHANTOM-Nachfolger, mit dem ganz sicher wieder großartige Streckenflüge und Rekorde aufgestellt werden.
LTF/EN High B – Mit Verspätung am Start: MENTOR 7 Light
Der Gewinner der NOVA XC-Challenge in der High-B-Kategorie ist Urs Lüthi, herzlichen Glückwunsch! Der Siegesflug führte ihn mit seinem MENTOR 5 von Fiesch über 178,76 km FAI. Seit vielen Jahren schon fliegt der Schweizer beständig unter den besten Standardklasse-Piloten der Welt, so auch 2022 mit Rang 9.
Und was ist mit dem MENTOR 7 Light? Da machten uns die Lieferprobleme „dank“ Corona einen großen Strich durch die XC-Rechnung: keine Schirme, keine weiten Flüge mit dem neuen Hybrid 2,5-Leiner. Im Mai eröffnete Urs Haari die MENTOR 7 Light-Saison mit einem bereits zugelassenen Vorserienschirm und flog ein flaches 263 km-Dreieck mit einem Schnitt von satten 29,15 km/h! Respekt! Anfang Juni gewann unser Testpilot Ferdinand Vogel klar die renommierte Zillertal Battle. www.livetrack24.com/events/ZB2022/results Da viele Hersteller bei diesem Event ihre besten Piloten an den Start schicken, sind wir darauf besonders stolz.
Ab Ende Juli konnten wir dann endlich die ersten Serien-MENTOR 7 Light ausliefern. Ab da taucht der Hybrid 2,5-Leiner regelmäßig in den Ergebnislisten auf. Ein außergewöhnlicher Flug gelang unserem slowenischen Vertriebspartner Dusan Durkovic: ein flaches Dreieck von Sorica über fast 270 km mit einem sensationellen Schnitt von 33,4 km/h! Wir haben mal ein wenig recherchiert und keinen vergleichbaren Flug gefunden.
Toni Brügger belegte in der weltweiten Standardklasse-Wertung Rang 2, die XC-Meisterschaften in der Schweiz gewann er. Auch er bekam seinen MENTOR 7 Light erst Ende Juli, konnte aber noch einige längere Flüge machen. Er fasst sein Erfahrungen so zusammen: „Nach sechs Jahren wohlüberlegten Fliegens von Low B-Flügeln, wieder ein High B mit dem MENTOR 7 Light. Bin ich jetzt unvernünftig geworden? Ich bin unsicher. Deshalb wartete ich bei all meinen Flügen mit anfänglicher Skepsis und Aufmerksamkeit auf die kleinsten Anzeichen eines ungünstigen Flugverhaltens. Aber es gab keine, im Gegenteil.
- Der Schirm fliegt sehr sicher und stabil und hat keine versteckten Macken.
- Er ist einfach sehr gut und sehr schnell!
- Die hohe Endgeschwindigkeit hilft auch, Lücken zu voran fliegenden Piloten zu schließen.
- Was mich aber am meisten überrascht hat, war die C-Steuerung! Sie hilft enorm bei turbulentem Gegenwind und ist eine der größten Verbesserungen.
- Mit dem MENTOR 7 scheint jetzt viel möglich zu sein....“
In dem Wissen, dass der MENTOR 7 (Light) Leistung in der am einfachsten zugänglichen Form bietet, schauen wir jedenfalls voller Vorfreude auf die Saison 2023. Auf der Webseite findest du u. a. mehrere unabhängige Testberichte.
LTF/EN C – Oldie but Goldie: SECTOR
Der Gewinner der NOVA XC-Challenge in der LTF/EN C-Klasse ist der Österreicher Christian Berger. Sein punktbester Flug mit dem SECTOR war ein FAI-Dreieck mit 194,15 km, gestartet am Stallersattel. In der österreichischen Staatsmeisterschaft belegte Christian Rang 5 in der Sportklasse.
Der punktbeste SECTOR-Flug gelang dem NOVA Team Piloten Michael Pohl vom Speikboden. Micha machte dabei ziemlich coole Fotos, die zeigen, wie schön diese Route landschaftlich ist. Der NOVA Team Pilot wollte sich eigentlich schon vom XC-Fliegen verabschieden, aber dann erwachte wieder das XC-Fieber in ihm. Er reichte zwar nur vier Flüge ein, aber die langten für jeweils Platz 3 in der Österreichischen Staatsmeisterschaft in der Sportklasse sowie bei den Senioren.
Unbedingt erwähnen muss man einen weiteren NOVA Team Piloten: Werner Schütz. Auch er bewies, dass man mit einem vergleichsweise „alten Schirm“ wie dem SECTOR – er wurde bereits 2018 eingeführt – sehr weit fliegen kann. In der deutschen Streckenflugmeisterschaft belegte der Chiemgauer Platz 2 in der Sportklasse. Gratulation!
Leider müssen wir zugeben, dass wir die EN C-Piloten zuletzt ziemlich im Regen stehen ließen. Erst war unklar, ob in der EN C-Faltleinen zugelassen werden, dann kam Corona und sorgte bei uns sowohl in der Entwicklung als auch in der Produktion für erhebliche Verzögerungen. Aber wir sind guter Dinge, dass sich 2023 einiges zum Positiven verändert. Ihr dürft euch auf unseren neuen EN C-Zweileiner freuen – ein echter NOVA-Streckenschirm: mit überschaubarer Streckung aber hoher real erfliegbarer Leistung. Und ein sehr gut geeigneter Flügel für jene Piloten, die erstmals Zweileiner fliegen wollen. Mehr dazu bald auf Social Media – stay tuned!
LTF/EN D – Das neue Ultra-Leichtgewicht: XENON
Bei einem Testflug mit dem XENON gelang Pierre Weiskopf der der punktbeste Flug eines Nicht-NOVA-Team-Piloten. Damit gewann der Osttiroler die XC-Challenge in der Kategorie EN D. Herzlichen Glückwunsch! Die absolut meisten Punkte erzielte Timon Weber. Am 19. Juli 2022 flog er von der Grente ein eindrucksvolles 280 km FAI-Dreieck mit einem Schnitt von 25,2 km/h. Gleich mehrfach in der Liste taucht Alok Mihani auf. Der beste Flug unseres indischem Team-Piloten führte von Bir aus über fast 240 km.
Dass der XENON nicht nur als XC-Schirm Leistung bietet, sondern auch im Wettkampf in der Serienklasse gut dabei ist, zeigte Dusan Durkovic in Slowenien: Er belegte bei den Metuljmania Open (FAI 2 Wettbewerb) den 5. Platz Overall und Rang 1 in der Serienklasse. Timon Weber bestätigte dies erneut im Juni: Er gewann in Greifenburg nach vier Tasks sowohl die Newcomer Challenge als auch die Hessischen Meisterschaften.
Als Ultraleicht-Schirm ist die Domäne des XENON natürlich Hike & Fly. Und da glänzte Pierre Gignoux! Der Franzose siegte gegen bärenstarke Konkurrenz bei der nationalen Hike & Fly-Meisterschaft 2021/22. Sie wird, ähnlich wie der XContest, über eine ganze Saison ausgetragen und wertet nicht einzelne Flüge, sondern Flugtage. Die Anzahl der Punkte pro Tag berechnet sich aus den geflogenen Kilometern, den in der Horizontalen gewanderten Kilometern sowie den Höhenmetern im Aufstieg zu Fuß. Pierre Gignoux ist fast schon eine Legende als Skibergsteiger – sowohl als Athlet sowie auch mit seiner Firma www.PierreGignoux.fr. Sie baut Carbon-Skitourenstiefel und gilt unter SkiMo-Athleten als der „Ferrari“. Auf dieser Basis als Wettkämpfer konnte sich Pierre schnell zu einem Spitzensportler in Sachen Hike & Fly entwickeln. Der XENON als vergleichsweise leicht zugänglicher EN D-Zweileiner hat ihm dabei geholfen.
Von Anfang an war beim XENON-Projekt Nick Donini an Bord. Bei den Red Bull X-Alps 2021 endete das Abenteuer abrupt, als Nick in niedriger Höhe beim Versuch, dem Kabel einer Materialseilbahn auszuweichen, höchst unsanft landete. Seither hat sich der junge Italiener bestens erholt, belegte beim Dolomiti Superfly Rang 8 www.dolomitisuperfly.com, konnte außerdem die Gesamtwertung der Salewa Hike & Fly Trophy gewinnen und hat sich erneut für die Red Bull X-Alps 2023 qualifiziert. Auch die NOVA-Athleten Patrick Sieber, Heli Schrempf, Andi Viehböck und Simon Raffeiner konnten bei diversen Hike & Fly Wettbewerben immer wieder die Leistungsfähigkeit des XENON unter Beweis stellen.
Schade, dass der XENON in den Größen 20 (80-195 kg) und 22 (95-115 kg) erst seit November 2022 ausgeliefert wird. Piloten mit einem höheren Startgewicht mussten zuvor auf andere Schirme ausweichen.
It’s all about having fun
Wir haben jetzt viel über weite Flüge geschrieben, tolle Platzierungen, viele Kilometer und hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten. Aber das Wichtigste ist der Spaß an der Fliegerei – egal ob entspannt am Hausberg in der Thermik cruisen, ob ein wunderbar ruhiger Hike & Fly-Abgleiter am Abend oder eben ein epischer Rekordflug.
Wir möchte insbesondere all jenen, denen „Leistung“ weniger wichtig ist, zurufen: Recht so! Der beste Pilot, ist jener, der am meisten Spaß hat! In diesem Sinne alles Gute für 2023 mit tollen Flügen und „Happy Landings“.
Euer NOVA-Team