Übers Gleitschirmfliegen, Schweden, Kunst und Kochen
Pierre Rosén – Der fliegende Künstler
Gleitschirmfliegen ist eines der schönsten Dinge der Welt. Aber für Pierre gibt es noch eine andere sehr wichtige Sache, ohne die er nicht leben kann: die Kunst. Seine ausdrucksstarken Bilder sind meist Ansichten von oben, also gar nicht so weit weg vom Fliegen. Er betreibt die Gleitschirmschule Skyadventures in Südschweden, wo Toni Bender seit über zehn Jahren mit "Toni on Tour" zu Gast ist (auch diesen Sommer vom 16. bis 24. Juli 2022 in Kåseberga). NOVA-Teampilotin Vera Polaschegg begleitete Toni letzten Juli zum zweiten Mal, was eine schöne und erfrischende Erholung von ihrer Arbeit als Kamerafrau bei den X-Alps war. Hier ist ihr kleines Interview mit Pierre:
Pierre, wann und wie hast du mit dem Fliegen begonnen?
Ich begann 1987 in Dalarna in Schweden mit einem französischen Fluglehrer mit dem Gleitschirmfliegen. Es war ein kalter Januartag mit –20°C, aber ich war sofort Feuer und Flamme.
Wie hat sich das Gleitschirmfliegen seit den Anfängen verändert?
Seitdem hat sich an der Ausrüstung im Grunde alles verändert – aber des Menschen Traum vom Fliegen hat sich nicht verändert. Mit der heutigen, modernen Ausrüstung ist der Sport für wesentlich mehr Menschen zugänglich geworden als je zuvor. Sicherheit und Einfachheit tragen entscheidend dazu bei, dass man heute mehr Fluggebiete nutzen kann als früher. Die Ausrüstung wiegt mittlerweile so wenig und ist so klein zu packen, dass man sie man sie immer und überall dabeihaben kann – wo auch immer auf der Welt das sein mag. Es war eine fantastische Reise, das Gleitschirmfliegen von den Anfängen bis zu dem schönen Sport zu erleben, der es heute ist! Und diese Reise geht noch weiter.
Wann hast du deine Gleitschirmflugschule eröffnet?
Ich habe Skyadventures im Jahr 1989 gegründet.
Das heißt, du bist auch den „alten“ oder ursprünglichen NOVA XENON geflogen?
Der erste NOVA-Gleitschirm, den ich jemals flog, war ein TREND. Er war auch mein erster Schulschirm. Als NOVA den „alten" XENON herausbrachte, habe ich ihn sofort gekauft. Wahnsinn! Was für ein Unterschied im Vergleich zu anderen Marken. Dieser Schirm war wirklich ein Vorreiter. Es war eine sehr innovative Konstruktion, und ich bin ihn viele hundert Stunden geflogen. Der XENON machte die Tür auf für lange XC-Strecken und ermöglichte Routen, von denen man zuvor nur träumen konnte. Zweifelsohne war er einer der Schirme, die das Gleitschirmfliegen entscheidend verändert haben. Ein weltweit führendes Produkt zu seiner Zeit.
Was ist dein Eindruck vom aktuellen XENON?
Es ist ein weiterer Wahnsinn! Ich mag die relativ kleinere Fläche, die Einfachheit beim Start und das großzügige Geschwindigkeitsfenster. Die Steuerung ist reaktionsschnell und direkt. Man fühlt sich jetzt noch mehr eins mit seinem Schirm. Du bist näher dran am Fluggeschehen. Ich freue mich auf viele schöne Stunden mit dem XENON.
Wie ist das Gleitschirmfliegen in Schweden im Allgemeinen?
Paragliding in Schweden ist wirklich gut – viel besser als die meisten Leute aus den Alpen und dem Ausland denken! Im Süden gibt es natürlich keine Berge. Dennoch ist das Gleitschirmfliegen sehr beliebt und wir haben viele gute Soaring-Startplätze. Wenn wir Thermik fliegen wollen, dann per Windenschlepp. Das Motorfliegen ist bei uns ein noch wachsender Sport. Weiter im Norden haben wir richtige Berge. Da gibt es beliebte Gebiete, wo sehr viel geflogen wird. In Lappland fliegen Rentierbesitzer beruflich mit dem Motorschirm. Dort gibt es auch wunderschöne Hike & Fly-Berge. Da triffst du niemanden. Es sind kleine Fluchten, die ich sehr genieße, echte Abenteuer!
Was machst du im Winter?
Ich verbringe viel Zeit hoch im Norden. Durch mein samisches Blut fühle ich mich sehr mit meinem lieben Ort Karesuando an der finnischen Grenze verbunden. Dort habe ich viele Freunde. Viele Sami treiben die Rentiere auf deren Wanderungen mit dem Motorschirm. Dort gibt es große, offene Flächen und Berge, wo es keine Menschen gibt. Manchmal nehme ich auch meinen Speedflyer mit, um mich in Gegenden zu vergnügen, die bisher nicht viele Menschen gesehen haben. Diese Erlebnisse behalte ich als Geheimnisse in meinem Herzen. Ich fliege das ganze Jahr über und normalerweise, wenn wir nicht die aktuelle Situation mit dem Covid haben, reise ich viel mit Gruppen in der ganzen Welt und fliege.
Reden wir über den anderen Pierre, den Künstler. Dein Lieblingsbild ist das große, sehr helle Bild, warum?
Es gibt Bilder – ich nenne meine Bilder Macklingar – die ich nicht verkaufen kann. Sie vermitteln ein Gefühl, das sich nicht so leicht beschreiben lässt. Sie sind wie Freunde, für die man lange Zeit brauchte, um sie kennenzulernen. Ich habe mehrere solcher Werke. Eines ist ein 170 x 170 cm großes Ölgemälde. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in mein Atelier komme und es „treffe“. Nicht alles kann man so einfach erklären. Man muss es erleben, man muss es spüren!
Hast du noch andere Hobbys?
Ja, eine weitere große, lebenslange Leidenschaft ist das Kochen. Meistens koche ich für die Familie. Dabei versuche ich alles zu nutzen, was die Natur uns schenkt. Kochen ist auch eine Form der Kunst!
Interview und Bilder von Vera Polaschegg