Hartmut Dörschlag berichtet
Sicherheitstraining mit dem DOUBLESKIN
Hartmut berichtet: „Veranstaltet wurde das Sicherheitstraining vom Team der Flugschule Salzburg, welches sich mit der bunten Truppe der Teilnehmer am Gardasee traf. Die meisten Piloten kannten sich von irgendwo her, viele wohl von der Ausbildung, die bei einigen überraschend kurz in der Vergangenheit lag. Für mich waren alle Gesichter neu. Niko, der Fluglehrer, strahlte eine enorme Ruhe aus, was für die bevorstehenden Manöver ein großes Plus darstellte. Eigentlich war geplant, den ersten Nachmittag ausschließlich mit Theorie zu verbringen. Der Wetterbericht sah aber für die Dauer des Kurses alles andere als stabil aus, sodass wir nach einer verkürzten theoretischen Einweisung ein Sonnenfenster nutzten und gleich mal alle zur Gondelbahn am Monte Baldo aufbrachen – natürlich mit Mund-Nasenschutz.
Die meisten schleppten ordentliche Rucksäcke, die den Piloten oder die Pilotin an Höhe fast erreichen. Mein Gepäck war dagegen recht kompakt: die gesamte Ausrüstung wiegt unter 4kg und findet in meinem 30-Liter-Rucksack bequem Platz. Herzstück ist der DOUBLESKIN in Größe 20. Der Schirm wiegt bei einer ausgelegten Fläche von 23 m² lediglich 2,4 kg. Fun Fact: Da bei der Gondel Wanderer und Gleitschirmflieger nicht nur unterschiedliche Tarife bezahlen, sondern auch unterschiedliche Schlangen zum Anstellen haben, musste ich des Öfteren nachweisen, dass ich wirklich ein Fluggerät dabeihatte.
Normal bin ich, wenn es zum Fliegen geht, bevorzugt zu Fuß unterwegs und kombiniere Paragliding auch gerne alpinen Klettertouren. Die ersten Ausflüge mit diesem DOUBLESKIN waren eine tolle Erfahrung! Beim Aufstieg kam mir das geringe Gewicht und besonders das reduzierte Packmaß sehr entgegen. Die Startplätze können beim Hike & Fly ja durchaus klein und abenteuerlich sein - entsprechend sind die etwas geringere Streckung und die kürzeren Leinen des Schirms optimal. Und in Verbindung mit dem leichten Tuch, das ganz einfach leichter steigt, sind die Starts dann meist eine simple Angelegenheit. Dass es sich beim DOUBLESKIN um keine reine Abstiegshilfe handelt, konnte ich ebenfalls schon erleben. Aber nach 45 Minuten in der Thermik ist mir dann der Rucksack mit der Kletter-Ausrüstung einfach zu schwer geworden, sodass ich landen gegangen bin.
Eine Frage blieb jedoch für mich: Wie sicher ist das leichte Tuch, wenn es mal zur Sache geht? Ich wusste es nicht so recht einzuschätzen. Jedenfalls wollte ich genau das beim Sicherheitstraining herausfinden.
Unsere Fluglehrer Niko und Flo waren von Anfang an ordentlich gefordert. Galt es doch, insgesamt 13 motivierte Piloten bei immer wieder wechselnden Bedingungen rauszuschicken. Die Anspannung war jedem Piloten anzusehen. Jeder hatte so seine Vorstellungen, was er so machen will. Für mich war von Anfang an klar, was ich NICHT machen will: einen Fullstall. Im ersten Flug widmete ich mich also Big Ears und B-Stall. Alles verlief völlig unspektakulär. Beim ersten Klapper dachte ich mir im Anschluss „War das wirklich alles?“. Niko am Funk hatte offenbar ähnliche Gedanken, denn er sagte: „Ok, dann ein voll beschleunigter Klapper“. Vielleicht war er auch ein wenig überrascht, dass es mich nicht mehr rumgebeutelt hat. Der beschleunigte Klapper wurde dann ein bisschen größer. Aber von spektakulär oder gar Angst war keine Rede. Als nächstes: Frontklapper. In null Komma nichts war die Kappe wieder offen. Beim beschleunigten Frontklapper erlebte ich dann das erste Mal ein Durchbeuteln. Doch mit der beruhigenden Stimme des Fluglehrers im Ohr war alles kein Problem und in kürzester Zeit reparierte sich die Sache von selbst.
Um das in Relation zu setzen: Ich habe zwar schon etliche hundert Flüge absolviert, aber die meisten in ruhigen Gefilden. Oft renne ich noch vor der Arbeit 1000 Höhenmeter wo rauf und starte um 06:30 Uhr in die ersten Sonnenstrahlen hinaus. Immer wieder ein unglaubliches Erlebnis, aber halt ein eher ruhiges. Und wenn ich dann doch mal in der Thermik geflogen bin, beschlich mich manchmal so ein ungutes Gefühl im Sinn von „Was wäre, wenn jetzt eine Extremsituation eintritt?“. Deshalb das Sicherheitstraining. Entsprechend überlegte ich es mir spontan anders, als ich gefragt wurde „Was willst du morgen für Manöver fliegen?“. Der DOUBLESKIN hatte sich bis jetzt wirklich sehr, sehr gut gehalten. Es gab keine bösen Überraschungen und die Klapper waren für mich nicht nur moderat sondern sogar eher enttäuschend – ich hatte mehr Dynamik erwartet. Dermaßen positiv überrascht vom Verhalten des DOUBLESKIN (und bei Niko auch in den besten Händen), schrieb ich also auf den Zettel „Fullstall“ – mit einem kleinen Fragezeichen versehen.
Am nächsten Tag wurden erst mal einige bekannte Manöver wiederholt, darunter Steilspirale, Wingover und Klapperspirale. Die Steilspirale ist nicht meins und war es auch nie. Der Druck im Kopf wird mir da einfach zu groß. Der DOUBLESKIN drehte zwar brav rein, aber sobald es richtig zur Sache geht, ist für mich der Spaß vorbei. Die Klapperspirale (gehaltener Klapper und bewusstes Kippen des Körpers in die eingeklappte Seite) ging anfangs gut, aber wegen mangelhafter Ausleitung drehte es mich ordentlich rein. Das war das erste Mal, dass ich im Sicherheitstraining gefühlt an meine Grenzen kam. Ursache: Ganz klarer Pilotenfehler, der nicht wieder vorkommen wird. Eine Goldelfahrt später hatte ich dann wieder ein flaues Gefühl im Magen. Anders gesagt: Irgendwie hatte ich die Hose voll. Ich stand am Startplatz und sollte in ein paar Minuten einen Fullstall ziehen – meinen ersten.
Der Fullstall ist für mich persönlich ein Manöver, das einen klaren Schritt über eine gewisse Grenze darstellt. Ich flog dennoch erst einmal zehn Minuten hinaus, bis ich über dem See war. Ein Knacksen im Funkgerät verkündete: „So, dann beginnen wir gleich mit dem Fullstall, solange wir noch so viel Höhe haben“. Na super, dachte ich mir. Niko erklärte nochmals den Vorgang. Langsames Anbremsen bis zum Stallpunkt, dann mit einem Ruck komplett durch bremsen, im Stall bleiben und dann den Bremspunkt für den Backly finden. Ich bremste an - der Schirm stand fast - und mit einem Ruck bremste ich durch. Der Schirm ging hinter mich. Ich hielt die Bremsen fest. Über mir war alles instabil, aber ich hätte es mir noch wesentlich schlimmer vorgestellt. Dann löste ich die Bremsen langsam und über mir wurde es ruhiger. Ich kam in den Backfly. Ein irres Gefühl. Beim Loslassen der Bremsen dosierte ich nicht ideal, der Schirm schoss entsprechend ein wenig vor. Und dann war auch schon alles vorbei. Ich war ziemlich überrascht, wie glimpflich das ging. Also versuchte ich es gleich nochmal. Auch der zweite Fullstall fiel deutlich weniger spektakulär aus, als ich erwartet hatte. Ich legte noch ordentliche Wingover und Klapper nach und war für den Tag zufrieden, sehr zufrieden. Und zugegebenermaßen auch ein wenig stolz.
Am nächsten Tag folgten dann noch ein paar Manöver, die das Gelernte festigen sollten – und ein (geplanter) Abstieg mit dem Retter. Die Chance dazu musste ich einfach auch noch nutzen. Resümee: Alles ging gut! Ich finde, ein Sicherheitstraining sollte für jeden Piloten eigentlich ein Muss sein. Unter Aufsicht an die Grenzen zu gehen, bringt einen großen Sicherheits-Fortschritt. Auch wenn man natürlich den Respekt vorm Fliegen nie verlieren soll, die Angst vor größeren Klappern ist bei mir jedenfalls weg. Und der DOUBLESKIN? Der hat sich in allen Manövern unglaublich gut geschlagen und ist weiterhin top in Schuss. Dass Packmaß, Gewicht und Leistung des Schirms für Hike & Fly prädestiniert sind, war mir schon vorher klar. Jetzt weiß ich aus eigener Erfahrung, dass er nicht nur leicht, sondern auch sicher ist. Für die Profis ist wahrscheinlich der Miniwing BANTAM die erste Wahl – insbesondere wenn's ins hochalpine Gelände geht. Doch mir ist EN-D fliegerisch zu anspruchsvoll. Aber wer weiß: Vielleicht wird das ja mein nächster Schirm…