Acro-Weltmeister auf Strecke
Théo de Blic nimmt an den X-Alps teil
Es mag im ersten Moment überraschend sein, dass sich Acro-Weltmeister Théo de Blic (26) nächstes Jahr im wohl härtesten XC-Abenteuerrennen der Welt mit Top-Athleten wie Chrigel Maurer, Aaron Durogati und Paul Guschlbauer messen wird – doch wer Théo kennt weiß, dass er viele gute Voraussetzungen mitbringt. Schließlich hat er seinen Gleitschirm im Griff wie kaum ein anderer, ist vertraut mit Extremsituationen am Start wie in der Luft und verfügt über ein erstaunliches Maß an körperlicher Fitness. Vielleicht ist auch gerade sein ungewöhnlicher Hintergrund als Acro-Profi ausschlaggebend, dass er von Red Bull aus den vielen Bewerbern ausgewählt wurde. Eventmanager Ulrich Grill wird auf der Webseite der X-Alps wie folgt zitiert: “Einige der spannendsten Aspekte des Rennens ergeben sich oft durch die einzigartigen Persönlichkeiten der Teilnehmer. Für 2021 können wir uns auf eine aufregende Mischung aus neuen Gesichtern und alten Bekannten freuen.“ Rückblickend auf die vergangenen Events können wir dem nur beipflichten. Théos Vorfreude, am 20. Juni 2021 zu den „neuen Gesichtern“ zu zählen, versteht man umso besser, wenn man vom ihm persönlich hört, warum er sich beworben hat.
Théo de Blic: „Als ich mit Acro anfing hätte keiner so richtig gedacht, dass daraus etwas wie meine bisherige Karriere werden könnte. Für mich war es jedoch schon immer eine enorme Motivation zu sagen „ich schaff‘ das“ – um es dann dem Rest der Welt zu beweisen. Früher war ich, was man ein eher übergewichtiges Kind nennt. Wenn also keiner auf die Arco-Karriere gewettet hätte, dann kam es den Leuten wohl schon gar nicht in den Sinn, dass ich einmal bei den X-Alps mitmachen würde. Als ich dann anfing meinen Körper zu trainieren, abnahm und fitter wurde, spielte ich erstmals selbst mit diesem Gedanken. In Sachen Acro-Skills hatte ich mich bereits bewiesen und entsprechend war ich bereit für eine neue Herausforderung – etwas, womit keiner rechnete und worauf ich würde stolz sein können. Von da an fasste ich die X-Alps ins Visier. Dann kam NOVA auf mich zu und bot mir 100% Unterstützung inklusive Equipment für das Projekt an. Durch die gesammelte Erfahrung beim gemeinsamen Acro-Projekt wusste ich, sie können ruckzuck unglaublich gute Gleitschirme bauen. Wenn sie also Zeit und Energie in eine X-Alps-Ausrüstung für mich stecken würden, wäre klar, dass etwas Großartiges dabei herauskommt! Mir wurde bewusst: Das Abenteuer kann losgehen!“
Doch hat er, der schon mit 12 Jahren zu fliegen anfing, eine realistische Chance zu gewinnen? Im XContest taucht Théo bisher zugegeben nicht auf, dennoch kann er einige Erfahrung im Streckenfliegen vorweisen. Gerade die bunte Mischung aus reichlich Airtime von klein auf, erprobter G-Force-Resistenz, intensivem Berglauf-Training und Entschlossenheit wird er für den Wettbewerb brauchen. Genau wie sein Support-Team, welches aus engen Freunden besteht. Théo erzählt: „Es ist fast das gleiche Team, das mich schon bei den letzten Hike & Fly Wettbewerben begleitet hat. Wir sind gut eingespielt. Auch wissen wir, was bisher falsch lief und verbessert werden muss. Wir werden weiter zusammen auf der Route quer durch die Alpen trainieren, damit ich an den Orten fliegen kann, die ich noch nicht kenne. Und ich verlasse mich auch auf die ansässigen NOVA Teampiloten die mir sicherlich ein paar Geheimtipps zu ihren Hausbergen geben können.“
Zu unserer Unterstützung zählt außerdem ein extra für das X-Alps-Rennen konzipierter 2-Leiner sowie ein leichtes Gurtzeug. Die finalen Namen der Produkte stehen im Moment noch nicht fest – die Arbeitstitel lauten „NOVA X-Alps Gleitschirm“ und „NOVA X-Alps Gurtzeug“. Konstrukteur Philipp Medicus, Testpilot Fabian Gasteiger und das NOVA Entwicklungsteam ziehen in Sachen Schirm aktuell alle Register. „Wir haben in den letzten Jahren schon 2-Leiner Prototypen gebaut. Durch die Entscheidung für die X-Alps gibt es jetzt nicht nur eine konkrete Deadline, sondern auch ein konkretes Pflichtenheft: Der Schirm muss leistungsfähig sein, er muss einfach zu fliegen sein und er muss sehr leicht sein. Diese Eigenschaften zu kombinieren, macht die Entwicklung sehr reizvoll und wir sind mit dem bisherigen Fortschritt sehr zufrieden. Théo ist eng in die Entwicklung eingebunden und fliegt die Prototypen im XC-Einsatz sowie auch die Zulassungs-Manövertests", so Philipp Medicus. Auch das Gurtzeug wird speziell für die X-Alps konstruiert. Luis Depping, Gurtzeugdesigner bei NOVA, investiert viel Zeit und technisches Knowhow in die Optimierung aller Details: „Die Messlatte liegt hoch – für die X-Alps braucht es ein ultraleichtes sowie aerodynamisches Gurtzeug. Wir experimentieren mit superleichten Materialien, die bis dato im Gurtzeugbereich nicht eingesetzt wurden. Auch die Protektortechnologie wird eine Neuheit am Markt sein, und dazu noch rekordverdächtig leicht. Daher bin ich zuversichtlich, dass Théo mit unserer Ausrüstung sehr gut gewappnet sein wird, was auch immer das Rennen bringt.“
Innerhalb der Firma hat der neue Gleitschirm bereits einen weiteren großen Fan gefunden: NOVA Urgestein Toni Bender, u. a. bekannt als Testpilot und aus dem Film „Der glückliche Ikarus“, welcher seine Alpenüberquerung mit dem Gleitschirm aus dem Jahr 1999 dokumentiert. Toni: „Um diesen Schirm zu fliegen fahre ich auch für nur einen Tag bis nach Bassano und abends wieder heim. Der macht richtig Spaß.“ Der neue NOVA X-Alps Gleitschirm erinnere ihn vom Potential her ein wenig an den XENON von 1995, sagt er. Dieses Modell war damals der mit Abstand erfolgreichste Wettkampfschirm. So erfolgreich, dass Piloten mit ihm fast alle Plätze in den Top-10 des Weltcups abräumten. Am aktuellen Prototyp lobt Toni neben der Leistung auch das einfache Startverhalten – einer der Gründe, warum bei den X-Alps bevorzugt Gleitschirme der Klasse D und nicht CCC geflogen werden. Oder wie Toni Bender es ausdrückt: „Du fährst mit einem Formel-1-Wagen ja auch nicht im Gelände.“ Gemeinsam mit Théo testet Toni aktuell den Prototyp des neuen „XENON“ auf Herz und Nieren und weist auf einen besonderen Aspekt in dessen Entwicklung hin: „Den Schirm haben wir zuerst in der Größe für Théo entwickelt, also Startgewicht ca. 80 kg. Das ist die kleinste und damit schwierigste Größe. Das unterstreicht unseren Anspruch, gute Schirme auch für leichte Piloten zu bauen.“
Anders als Theos Acro-Schirm GLITCH, welcher exklusiv für ihn konstruiert wurde, handelt es sich beim NOVA X-Alps Schirm um ein Modell, das auch anderen Teilnehmern des Wettbewerbs zur Verfügung stehen wird. Im Anschluss an die X-Alps 2021 gibt es den Gleitschirm dann regulär zu kaufen. Beim NOVA X-Alps Gurtzeug ist die Planung anders – für den Verkauf wird es eine an die Kundenbedürfnisse angepasste Version des Wettkampfgurtzeugs geben. Ganz unabhängig von der Ausrüstung bleiben die X-Alps wohl der Traum vieler Gleitschirm-Piloten. Auch wenn die wenigsten – wie Théo – tatsächlich einmal live dabei sein können. Umso schöner ist es, dass er uns zusammen mit seinem Support-Team während des gesamten Rennens auf dem Laufenden halten wird. Wir sind sehr gespannt, werden die Berichte natürlich gerne teilen, ihn gemeinsam anfeuern und nach dem Event unabhängig von der erzielten Platzierung mit ihm feiern. Denn stolz sind wir auf Théo in jedem Fall.
Tipp: Folgt Théo de Blic und NOVA auf Facebook/Instagram.