Das Geheimnis ist hiermit gelüftet
Théo de Blic steigt auf NOVA um
Théo, wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Nova?
Théo: „Das begann beim Coupe Icare 2019. Mein Vertrag mit Gradient lief am 31. Dezember 2019 aus und ich sprach mit verschiedenen Gleitschirmherstellern. NOVA war ein potenzieller Partner, an dem ich besonders interessiert war.
Als Profipilot ist die Firma, für die ich fliege, mein wichtigster Sponsor. Deswegen muss ich ihn mit wirklich größter Sorgfalt wählen. Ich habe einige Kriterien, die mir besonders wichtig sind: Am allerwichtigsten ist das Fliegen selbst! Meine Leidenschaft für das Gleitschirmfliegen ist endlos. Ich brauche also einen Partner, bei dem die Menschen genauso leidenschaftliche Flieger sind wie ich. Ich will mit dem Team auf einer Wellenlänge sein, wir arbeiten ja permanent zusammen. Es muss sich wie eine Familie anfühlen, eine fliegende Familie.
Dann möchte ich ein Unternehmen, das tatsächlich an mir interessiert ist und auch Bedarf für meine Fähigkeiten hat. Ich möchte meinem Partner von Nutzen sein.
Auch muss ich das Gefühl haben, dass die Firma in der Lage ist, einen guten Schirm für mich zu konstruieren. Ich habe viel Erfahrung im Trimmen von Akro-Schirmen, aber ich brauche die Unterstützung einer Firma für die grundsätzliche Schirmentwicklung. Das R&D-Team, der Konstrukteur und die Fertigung müssen mit mir zusammenarbeiten – von der Idee über den ersten Prototypen bis zum finalen Produkt. Mein Partner muss die Motivation und die Fähigkeiten haben, diese Kriterien zu erfüllen.
Nicht zuletzt will ich einen seriösen, professionellen Partner – mit einer langen Firmengeschichte und einem guten Ruf. Ich habe ein Foto aus der Zeit, als ich zwei oder drei Jahre alt war und vor einem NOVA-Banner stand. Die Geschichte von NOVA ist mir also bekannt. Die Marke ist seit langem eine Größe im Gleitschirmsport, solide und vertrauenswürdig.“
Klingt sehr strategisch und professionell. Aber wie hat es konkret angefangen?
Théo: „Nach dem ersten Kontakt mit NOVA habe ich meine Kriterien genauestens abgecheckt. Ich habe sofort gespürt, dass das gesamte Team eine große Leidenschaft fürs Fliegen hat. Bis auf die Buchhalterin ist jeder NOVA-Mitarbeiter Flieger. Wir sprechen die gleiche Sprache!
NOVA zeigte von Beginn an großes Interesse, mich an Bord zu haben und von meinen Fähigkeiten zu profitieren. Die freuten sich einfach! Und dann haben sie mich gleich in ihr Headquarter nach Terfens in Tirol eingeladen. Dort konnte ich alle Mitarbeiter kennenlernen und mehr über das Unternehmen und seine Vision erfahren. Ich sprach direkt mit Philipp Medicus, dem Entwicklungsleiter, und Fabian Gasteiger, dem Testpiloten, der ein sehr guter Akro-Pilot ist. Ich war wirklich begeistert von dem, was ich dort sah und konnte mir sofort vorstellen, in diesem Team zu arbeiten. Jetzt bin ich froh, dass das geklappt hat. NOVA passt zu meinen Bedürfnissen und Wünschen, und ich fühle mich willkommen! Letzten Endes ist es auch eine Sache des Bauchgefühls. Und das passt.“
Sissi, wie seht ihr diese Zusammenarbeit? Schließlich NOVA ist keine Akro-Marke und Théo vor allem als Akro-Pilot bekannt.
Sissi: „Das ist bei uns ähnlich wie bei Théo gegangen. Wir überlegen uns sehr genau, mit wem wir arbeiten wollen und was wir uns davon erwarten.
Wir haben Théo nicht gewählt, weil er der beste Akro-Pilot ist. Es wird eine langfristige Zusammenarbeit, die weit über Akro hinausgeht. Théo wird als NOVA-Markenbotschafter auftreten. Es wird ausschließlich NOVA-Schirme fliegen, unsere Produkte präsentieren und auch z. B. bald eine Serie mit Tutorials machen, bei denen es allgemein um Flugtechnik geht und nicht um Akro-Manöver.
Théo hat keinen Sponsoring-Vertrag mit „Lifestyle“-Marken. Das heißt, bei allem was er macht, konzentriert er sich völlig auf die Gleitschirm-Community. Er muss keine Videos oder spektakuläre Stunts machen, um eine breite Masse anzusprechen. Dieser Punkt ist ihm und uns wichtig: voller Fokus auf die Zielgruppe der Flieger!
Außerdem beeindruckt uns seine Einstellung. Théo hat mit seiner Disziplin und Zielstrebigkeit die Akro-Szene komplett verändert – ähnlich dem, was Chrigel Maurer vor Jahren mit den X-Alps machte. Théo hat den Sport auf eine neue professionellere Ebene gehoben. Mit dieser Einstellung passt er sehr gut ins NOVA-Team: Wir haben keine Alphamännchen (mehr) im Team, alle ziehen am gleichen Strang. und wir arbeiten professionell und hart an unseren Zielen. Genau wie Théo. Das passt.“
Heißt das, dass NOVA künftig Akro-Schirme baut?
Philipp Medicus, R&D-Leiter bei NOVA: „Wir bauen jetzt erst mal den perfekten Schirm für Théo. Und zu meiner eigenen Überraschung bringt uns diese Arbeit auch für die „normalen“ Schirme weiter. Je mehr ich mich mit dem Akroschirm beschäftige, desto spannender finde ich es. Es gibt mehr Gemeinsamkeiten mit normalen Schirmen, als ursprünglich angenommen.
Auf den ersten Blick ist der Akro-Proto von Théo ein gestreckter 12 qm Schirm mit einem speziellen Profil und mit vier Leinenebenen. Er hat also fast nichts mit unseren anderen Schirmen zu tun. Auf den zweiten Blick stellte sich heraus, dass einige Anforderungen ähnlich sind: Der Schirm muss klappstabil sein. Er muss auch bei hohen Anstellwinkeln den Sackflug zuverlässig ausleiten. Ja selbst die Gleitleistung ist relevant.
Als Gleitschirmentwickler nähere ich mich diesen Anforderungen und Problemen nun aus einer ganz anderen Perspektive, weil eben das Grundkonzept ein ganz anderes ist. Dieser neue Blickwinkel ermöglicht neue Einsichten und Erkenntnisse, die auch für unsere "normalen" Schirme relevant sind. Auch der Blickwinkel und die Erkenntnisse von Théo selbst sind sehr interessant. Er hat unglaublich viel Erfahrung mit der Entwicklung von Akroschirmen.“
Théo, du bist Akro-Profi und dein Material ist wichtig für die Contests. Hattest du keine Bedenken, weil NOVA in diesem Bereich keine Erfahrung hast?
Théo: „Das stimmt, Akro ist meine Spezialität und meine Leidenschaft. Damit habe ich angefangen und dafür bin bekannt. Und wenn ich für eine Firma fliege, dann fliege ich nur deren Schirme. Also werde ich natürlich einen NOVA Akro-Schirm fliegen.
Ich muss offen zugeben, dass ich mir bei einem NOVA Akro-Schirm zunächst nicht zu 100 % sicher war… Aber als wir anfingen, darüber zu diskutieren, änderte sich das. Heute bin ich davon überzeugt, dass wir zusammen einen tollen Akro-Schirm bauen werden. Wir haben einen Prototyp, der schon ziemlich gut funktioniert! Philipp und Fabian haben gute Arbeit geleistet. Ich bin beeindruckt, wie viel Potenzial in ihm steckt. Wenn man bedenkt, dass dieser Schirm ihr erster Akro-Schirm ist, haben sie wirklich einen tollen Job gemacht. Ich kann es kaum erwarten auszuprobieren, was dieser Schirm alles kann!“
Was genau wirst du für NOVA tun, Théo?
Théo: „Meine Hauptaufgabe wird darin bestehen, die Marke zu repräsentieren, Content zu generieren, mit der Szene zu sprechen, NOVA-Schirme zu fliegen, und sie auch bei den Händlern und Flugschulen zu repräsentieren. Im Grunde genommen werde ich ein „Schaufenster“ für NOVA sein, indem ich das tue, was ich so schon jeden Tag tue: fliegen und in der Gleitschirm-Community unterwegs sein.
Ich werde auch weiterhin an Akro-Wettbewerben teilnehmen. Das ist meine Hauptaufgabe und das, worauf mein Image aufbaut. Es ist also wichtig, dass ich weiterhin an Wettbewerben teilnehme - und hoffentlich gewinne. Das Gute ist, dass NOVA und ich einen langfristigen Vertrag geschlossen haben. Wir haben Zeit, Großes zu schaffen.“
Sissi Eisl: „Théo hat eine große Reichweite mit seinen Videos – sowohl bei jungen Gleitschirmpiloten als auch bei Nicht-Fliegern. Viele Nicht-Flieger kommen überhaupt erst durch Akro-Videos mit dem Paragleiten in Kontakt! Und für etliche junge Piloten ist Akro eine Motivation, mit dem Sport zu beginnen. Aber in der Schulung beginnt jeder erst mal mit einem EN A-Schirm. Wenn Akro-Piloten älter werden, entwickeln sich viele zu sehr guten Strecken- oder Wettkampfpiloten. Die technisch besten Piloten sind sie sowieso. Jeder Akro-Pilot ist also später auch ein potentieller Kunde für Strecken- und Wettkampfschirme.“
Stichwort „Streckenfliegen“. Wirst du künftig mehr XC fliegen, Théo?
Théo: „Ich gehe nicht so oft auf Strecke. Ich mache es manchmal, aber ich bin eher ein Hike & Fly-Fan. Ich liebe es, so weit wie möglich zu gehen und dann zu fliegen. Die meisten meiner Streckenflüge mache ich also als Hike & Fly. Das macht mir wahnsinnigviel Spaß!“
…und was ist mit Hike & Fly-Wettkämpfen?
Théo: „Oh ja, ich liebe Hike & Fly-Wettkämpfe. Ich habe in den vergangenen Jahren an einigen teilgenommen und möchte das in Zukunft definitiv weiter tun. Ich liebe es, in den Bergen zu laufen und zu fliegen.
Dieses Jahr ist der Akro-Wettkampfkalender ziemlich voll. Daher werde ich nicht die Zeit haben, an so vielen Hike & Fly-Comps teilzunehmen, wie ich gerne möchte. Aber ich werde auf jeden Fall einige machen. Ich würde auch gerne mal an einem Wettbewerb wie dem Dolomitenmann teilnehmen. Ich hatte noch nie einen passenden Schirm für diese Art von Wettbewerb, obwohl ich immer davon fasziniert war. Mit dem BANTAM habe ich jetzt den perfekten Schirm dafür. Ich freue mich wirklich darauf, ihn auszuprobieren!“