Bergtags nicht erreichbar
Toni Edelmayr fliegt 60 km mit dem DOUBLESKIN
Wie kommst du zum Fliegen, Toni?
„Als Alpinist mit über 30 Jahren Erfahrung zieht mich die Kombination Hike & Fly natürlich magisch an. Mit einem NOVA-Gleitschirm habe ich meine ersten Flüge absolviert - SUSI Q und IBEX waren mein Einstieg ins fliegerische Bergsteigen. 2019 habe ich mich dann für den DOUBLESKIN entschieden. Das habe ich bis heute nicht bereut – im Gegenteil, von Flug zu Flug lerne ich den Flügel mehr zu schätzen. Ich fliege den Schirm in der Größe 17 mit einem Startgewicht von 76 kg. Mit seinen 2,1 kg ist er ein richtiges Leichtgewicht mit extrem kleinem Packmaß. In meinem 28l Rucksack fühlt er sich gemeinsam mit Gurtzeug, Retter, Helm, Getränk und Wechselwäsche gut aufgehoben.“
Wie kam es zu deinem 60-Kilometer-Flug?
„Was soll ich sagen, es war einer der wenigen heurigen Hitzetage - wie aus dem Meteorologiebuch. Wir wollten vor dem Baden trotzdem schnell noch auf den Berg. Schon am Gipfel mit Blick ins umliegende Hochgebirge stellt sich dann dieses vorfreudige Prickeln ein. Rundum blitzblauer Himmel, das saftige Grün im Tal unter uns, die Gletscher gegenüber… also Schirm ausgelegt, ein Zwinkern zum Partner und ab. Kaum draußen folgte das Piiieeep des Varios und es ging nach oben. Das Zentrieren in der Thermik fiel nicht schwer, auch ganz enges Einkreisen geht mit dem DOUBLESKIN vollkommen ohne Stress und Zappelei. Schnell war der Gipfel um 300 m überhöht. Hier wurde die Temperatur langsam angenehm. Das kühle Nass lockte zwar immer noch, aber weil es thermisch gar so gut ging, musste der Badesee warten. Wir dachten uns: Warum in die Tiefe und zum Trubel am See streben, wenn die Freiheit hier oben ist und die Nachbargipfel so nah sind?“
Wie ging der spontane Streckenflug weiter?
„An Tagen wie diesen - ich klaue mir jetzt einfach einmal den Liedtitel, um diesen magischen Tag zu beschreiben. Doch nicht nur mir ging es so. Ich habe unterwegs immer wieder einen Blick hinüber zu meiner Partnerin geworfen. Ihre Gestik zeigte ganz klar: „Bleiben wir oben – lass uns weiterfliegen“. Am Ende ist dann ein zweistündiger Flug daraus geworden, welcher übrigens nicht vom Schirm, sondern von meiner zu dünnen Hose begrenzt wurde. Es wurde dann doch kühl da oben. Das Vario zeigte am Ende eine Strecke von 60,84 km an und eine gesamte Aufstiegsleistung von 2442 Höhenmetern. Ich bin mir entsprechend total sicher, dass ich mit dem DOUBLESKIN die richtige Entscheidung getroffen habe.“
Wie würdest du die Charakteristik des DOUBLESKIN beschreiben?
„Kurz gesagt: Ein reinrassiger Bergsteigerschirm, mit dem man bei passenden Bedingungen und nicht allzu passivem Flugstil durchaus Höhe und Strecke machen kann. Der Schirm ist aufgrund der kurzen Leinen direkt und agil - doch ohne bösartig zu werden. Die angenehme Dämpfung vermittelt genug Sicherheit. Wenn er sich am Startplatz im Gebirge aufgrund des superleichten Tuches etwas unruhig verhält, zeigt das einfach, dass er nicht auf den Boden gehört, sondern in die Luft will. Entsprechend ist das Startverhalten meines Erachtens super easy. Die Kappe steigt tadellos und lässt sich fein kontrollieren. Die Möglichkeit die Halte-Pins zu verwenden erleichtert den Start auf hartem Schnee oder am Gletscher enorm. Kaum in der Luft ist der Schirm prall und bleibt es auch. Egal ob es in der Luft ruppig wird, man in turbulentere Thermik einfliegt oder einfach nur in der Spätnachmittagssonne abgleitet - die Kappe bleibt voll und gibt ein verständliches Feedback. Das vermittelt Sicherheit und gibt auch dem Genusspiloten die richtige und wichtige Rückmeldung. Auf die Bremsen reagiert er, genau wie auf Gewichtsverlagerung, berechenbar und direkt. Einzig und allein die limitierte Geschwindigkeit setzt dem DOUBLESKIN seine Grenzen.“
Würdest du den DOUBLESKIN empfehlen und wenn ja – wem?
„Absolut! Für Einsteiger, Bergsteiger und Genusspiloten. Der Schirm ist zertifiziert mit EN-A, bzw. EN-B im erweiterten Gewichtsbereich. Natürlich verlangt er einen aktiven Flugstil, aber mit ein wenig Gespür fürs Fliegen, kann man als Pilot schon im Vorfeld ausgezeichnet auf die Zeichen dieses Schirmes reagieren. Kleinere Klapper löst er selbstständig und ohne Zutun fast unbemerkt. Auch am Boden beim Groundhandling ist der Spaßfaktor ganz weit oben. Doch Obacht, der Schirm ist gewichtsmäßig ausgereizt. Es wäre schade, wenn er zu oft mit der Nase in die Wiese knallt. Ich würde sagen, der große Vorteil am DOUBLESKIN ist, er ist nicht nur ein treuer Gefährte, um sich manchen Abstieg zu ersparen - er zeigt sich auch durchaus bereit, ein paar Kilometer zu fressen. Und was will man mehr?“