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Drei Euro pro Tag – Eine Gleitschirmreise durch Skandinavien
Flo und Jamila erzählen: "Dank MONTIS+, der leichten Kombination aus Gurtzeug und Packsack/Airbag, war es uns möglich, ION 4 und IBEX 4 sowie jeweils das restliche Gepäck bequemzu tragen. So konnten wir Backpacking mit Gleitschirmfliegen kombinieren."
Unterwegs wollten sie spüren was für andere Zuhause heißt. Auf Luxus verzichten und dennoch Genuss erleben. Viele Nächte in der Natur verbringen. Das Land aus der Luft erkunden. Die Kultur kennen lernen und dazu den Kontakt zu den Einheimischen suchen. Und nicht zuletzt mit ihrer Geschichte andere Piloten inspirieren: "Hoffentlich können wir euch dazu motivieren etwas zu wagen. Mit Mut fangen die besten Geschichten an!"
Das junge Paar war schon vorher einmal lange unterwegs - auf einer 19-monatigen Weltreise. Doch beiden war klar, dass sie gleich noch einmal losziehen wollen. Ihr Ziel: Durch Europa fahren, aber dieses Mal mit Gleitschirmen im Gepäck, denn das Fliegen hatten sie auf der letzten Reise vermisst.
Flo: "Wir hatten nur 1,5 Monate Zeit in Deutschland um unsere Ausrüstung auszutauschen und um dabei so leicht wie möglich zu werden. Das Gewicht wurde reduziert wo es nur ging. So hatten wir am Ende noch Platz für acht Kilogramm Gleitschirmausrüstung. Damit starteten wir Ende Mai von Bayern aus in Richtung Norden."
Erster Flug in Norwegen
Jamila: "Innerhalb von fünf Tagen erreichten wir per Anhalter Norwegen. Das Wetter war vielversprechend und wir machen uns schon am frühen Morgen auf den Weg nach Egge, einem kleinen Dorf ca. 30 Kilometer westlich von Oslo. Nach einem kurzen Aufstieg erreichten wir den Startplatz »Eggekollen«. Ein paar Piloten waren schon startbereit und gaben uns eine kurze Einführung zum Fluggebiet. Mit Blick auf den Fjord konnten wir über eine Stunde lang am Berg soaren. Ein schöner erster Flug."
Flo: "In den nächsten Tagen war von nebelig, regnerisch, stürmisch bis Sonnenschein alles dabei. Doch bei 18 Stunden Tageslicht hat man höhere Chancen, ein Zeitfenster zum Fliegen zu erwischen. So entschieden wir uns spontan für einen Abendflug. Am »Solbergasen« Startplatz angekommen ging es in die Luft. Noch nie zuvor waren wir um 22 Uhr fliegen."
Hike & Hike im Jotunheimen Nationalpark
Jamila: "Eine Woche lang arbeiteten wir für Kost und Logis in einem Hotel im Jotunheimen Nationalpark. Nach getaner Arbeit liefen wir voll motiviert den nächsten Hügel hoch. Bis zum Gipfel ging es querfeldein. Oben angekommen drehte dann leider der Wind und wir konnten nicht starten. Dafür hatten wir einen unvergesslichen Blick auf den noch teilweise zugefrorenen See und die kleinen roten Häuser, die dort überall verstreut stehen. Man merkte, dass hier der Frühling gerade erst angefangen hatte."
Nix los außer Moos in Vågåmo
Flo: "Per Anhalter ging es weiter Richtung Norden. Ausnahmsweise schien mal den ganzen Tag die Sonne. So standen wir barfuß am Straßenrand in Vågåmo und hatten Glück, dass uns ein Einheimischer bis zum Startplatz hochfuhr. Hier waren schon drei Drachenflieger fleißig am Aufbauen und auch von den Gleitschirmfliegern wurden wir sofort herzlich begrüßt. Gemeinsam warteten wir auf schwächeren Wind. Auch schön: Am Landeplatz hätten wir unser Zelt direkt neben dem Clubhaus aufbauen dürfen, doch wir bevorzugten die Aussicht und Ruhe am Berg. Die Hügel um unser Zelt waren dick mit Moos bewachsen und es machte besonders viel Spaß darüber zu laufen. So etwas hatten wie zuvor noch nie gesehen."
Jamila: "Am nächsten Tag traf die Vorhersage bezüglich der Windstärke zu und wir kamen bereits am Vormittag in die Luft. Vagamo ist eins der beliebtesten Fluggebiete in Norwegen um auf Strecke zu gehen. Jedoch muss man hier oft mit Starkwind rechnen."
Sonnentanz
Flo: "Immer wieder änderten wir spontan unsere Route und so reisten nun im Zickzack durch Norwegen. Nach vielen Nächten im Zelt genossen wir auf einer kleinen Hobbyfarm eine heiße Dusche, ein gemütliches Bett und vor allem leckeres Essen. Es war eine gute Abwechslung zu unserer doch leicht eintönigen Campingküche. Als Gegenleistung halfen wir bei der Heu-Ernte, beim Tiere füttern und im Garten."
Jamila: "Am Ufer von Dimmelsvik befindet sich ein großer Landeplatz, nicht weit entfernt vom Start der Tour, die wir als nächstes machen. Der Wanderweg schlängelt sich dort am Bergkamm entlang, bis man oberhalb der Baumgrenze mit einem umwerfenden Panorama belohnt wird. Bei unserem Besuch hatte der Wind starke Böen über 35 km/h - also genossen wir das Naturschauspiel vom Boden aus. Das Lichtspiel am Fjord war überwältigend und wir sahen selten einen so schönen Sonnenuntergang. Leider ließen die Böen auch am Abend nicht nach und schließlich liefen wir wieder runter. Auch das gehört manchmal dazu. Am nächsten Tag versuchten wir erneut unser Glück. Der Wind passte und wir konnten starten. Die Aussicht über den Fjord war traumhaft schön und lohnt sich, auch wenn es nur ein kurzer Abgleiter ist."
Flo: "Kein Flugwetter heißt noch lange nicht, dass es kein gutes Wetter zum Wandern ist. So nutzten wir die Zeit und erkunden auch die wohl bekanntesten Plätze von Norwegen. Den Preikestolen, Kjeragbolten und die Trolltunga. Wir verbanden die Wanderungen meist mit einer Übernachtung im Zelt und entkamen so der Menschenmasse."
Fallendes Wasser und steigende Thermik
Jamila: "In Odda wurden wir von einem polnischen Paar mitgenommen. Mateusz und Anna leben schon länger in Norwegen und erzählten uns von einem Fluggebiet in ihrem Ort. Eigentlich waren wir ja auf dem Weg nach Voss, entschieden uns aber darauf hin noch ein wenig in Lofthus zu bleiben. Unterhalb von einem Wasserfall stellten wir unser Zelt auf und liefen mit den Gleitschirmen los. Es geht dort sehr steil durch den Wald und schließlich auf eine Forststraße. Nach drei Stunden Schnaufen und Schwitzen erreichten wir schließlich den Startplatz Nosi."
Flo: "Die Windfahne tänzelte fröhlich im Wind. Die ganze Woche über war gutes Wetter gemeldet und wir waren entsprechend froh zur richtigen Zeit hier zu sein. Nach dem Start ging es gleich hoch zur Wolkenbasis. Zwischen zwei großen Wasserfällen flogen wir über eine Stunde hin und her. Mit toller Sicht auf das Hochplateau. Fast eine Woche blieben wir in dem Gebiet und liefen täglich über verschiedene Routen zum Startplatz. Am letzten Tag wurden wir sogar von einem einheimischen Piloten an der Landewiese abgeholt und konnten auf seinem Pick-up mit zum unteren Startplatz fahren."
Jamila: "Nun waren wir schon seit zwei Monaten in Norwegen unterwegs. Wir wurden meistens schnell mitgenommen und durften schon einige Male die Gastfreundschaft der Norweger erleben. So viele Leute hatten wir kennengelernt und schon so viel erlebt. Bis zu den Lofoten waren es aber weitere 1000 Kilometer - und natürlich legten wir auch die wieder per Anhalter zurück. Dabei genossen wir sehr den freundlichen Kontakt zu den Einheimischen und anderen Reisenden. Auch die Ungewissheit, wer uns als nächstes mitnimmt, wurde uns langsam vertraut. Darauf per Anhalter zu fahren, wollten wir auch weiterhin nicht verzichten."
Lofoten
Flo: "Einer Woche hatten wir dann das schönste Wetter auf den Lofoten - zwar nicht zum Fliegen, aber dafür konnten wir jeden Tag neue Wanderungen starten. So erkundeten wir den Reinebringen, Ryten, Munken und liefen auf den Tindstinden. Die Landschaft war einfach atemberaubend schön. Die nächsten Tage verbrachten wir in Flakstad. Es ist von dort nur ein kurzer Aufstieg zum örtlichen Startplatz. Der Seewind half uns Höhe zu gewinnen. Schnell war die Wolkenbasis erreicht. Trotz teils starker Bewölkung leuchtete das Wasser türkis. Seeadler kreisten friedlich mit uns im Wind und suchten nach Nahrung."
Mitternachtssonne
Jamila: "In Myrland, einem verschlafenen kleinen Nest versteckt auf den Lofoten, lebt einer der Couchsurfer, die wir besucht haben. Cody ist Fotograf und Tour Guide. Lange saßen wir zusammen draußen und grillten bis in die Nacht hinein. Die Berge hinter seinem Haus luden ein zum Gleitschirmfliegen. Wir fragten uns, ob hier schon jemals jemand vor uns geflogen war. Also liefen hoch und freuten uns über einen kurzen Abgleiter. Am nächsten Tag konnten wir dort sogar stundenlang soaren und dann direkt hinter dem Haus landen."
Flo: "Wir reisten weiter nach Unstad. Dieser Strand ist bekannt für gute Wellen zum Surfen und spektakuläre Sonnenuntergänge. Überall campten Surfer, bzw. saßen mit ihrer Gitarre vor dem ausgebauten Bus. Bei der Ankunft trafen wir direkt auch einen Gleitschirmpiloten - Flo aus der Schweiz. Er hatte seine Tandemausrüstung dabei und einen Freund. Gemeinsam flogen wir in der Mitternachtssonne. Ein tolles Erlebnis, dass wir so schnell nicht vergessen werden!"
Jamila: "Es war nun langsam Zeit uns auf den Rückweg zu machen, denn eine lange Strecke lag vor uns. Schweden durchquerten wir recht schnell, in Finnland nahmen wir uns Zeit um die Saunakultur zu erleben und in Estland versumpften wir im Nationalpark Lahemaa. Doch weiter ging es durch Lettland und Litauen. In Polen legten wir schließlich noch einen Zwischenstopp in Krakau ein. Von hier war es nicht weit um wieder in die Luft zu kommen. Am Berg Zar drehten wir wieder bei schönstem Wetter auf."
Flo: "Die Heimat kam langsam aber sicher immer näher. Wir mussten nur noch durch die Slowakei und Österreich. Nach über 10.000 Kilometern per Anhalter standen wir dann schließlich wieder vor unserer Haustür. 104 Tage waren wir unterwegs und haben davon 56 Nächte im Zelt geschlafen."
Das Fazit der beiden Abenteurer: "Norwegen ist vielleicht nicht das bekannteste Ziel zum Gleitschirmfliegen, aber man sollte das Panorama und die langen Tage im Sommer nicht unterschätzen. Kein Gedränge am Startplatz und das friedliche Miteinander unter den Piloten spricht für sich. Es war eine tolle Reise - mit ein paar wirklich großartigen Flügen. Diese Erlebnisse kann uns keiner mehr nehmen und wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Abenteuer."
Servus derweilen,
Jamila und Flo